Bernanke

Hubschrauber-Ben wird Ben Bernanke, der Chef der amerikanischen Zentralbank ("Fed"), genannt, weil er einmal gesagt hat, in einer Wirtschaftskrise wie der von 1929 würde er mit dem Hubschrauber Geld abwerfen, um die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen. Das tut er jetzt. Und das tun die Europäer nicht. Aber Bernanke hat m.E. Recht.


Denn in der Wirtschaft haben wir es mit einem hoch vernetzten, rückgekoppelten System zu tun, in dem negative Verstärkungsprozesse genauso wirksam werden wie positive. Im Moment bestimmt solche eine negative Eskalations-Schleife die Dynamik.


Das Schöne an den systemischen Denkansätzen ist, dass sie Wege der Intervention in ein System aufzeigen, die vollkommen unabhängig davon sind, wer an der Entstehung einer spezifischen Dynamik "schuld" ist. Die Frage, wie das alles angefangen hat, ist vollkommen egal bei der Suche nach der Lösung. Das ist ja generell bei Kreisen so: Wo sie angefangen haben, ist egal (sogar beim Zeichnen). Die Frage danach ist höchstens für Historiker von Interesse, nicht für die, die solch einen Prozess unterbrechen wollen.


Das heißt: Ein solcher zirkulärer Prozess muss nur nur einfach irgendwo (!) unterbrochen werden. Und viel Geld in das System zu pumpen, wo die Vermögenswerte um Billionen geschrumpft sind (und deswegen nicht qua Verkauf oder Kredit zu Geld gemacht werden können), ist ein sinnvoller Weg. Der einzig plausible zur Zeit, wie ich finde.


Also Europäer: Keine Furcht vor Inflation, macht Schulden, druckt Geld und pumpt es in das System, gebt Konsumgutscheine aus, bezahlt alle Leute besser usw.


Und keine Angst vor Inflation. Denn Inflation heißt in der Gegenwart: Jetzt Geld ausgeben, weil man morgen weniger dafür bekommt. Hier und jetzt leben statt sparen auf übermorgen.


Endlich kann ich mich mal als Pro-Amerikaner outen.