Bayer

Ein paar Top-Manager kenne ich ja ganz gut. Die sind meist zwar ehrgeizig, aber doch verantwortungsbewußt und einigermaßen rational in ihren Entscheidungen. Die richtig guten Leute, sind in der Lage sich den Widerspruch zu organisieren, den sie aufgrund  hierarchischer Strukturen in der Regeln nicht spontan erhalten. Wer das schafft - was nicht so einfach ist - kommt zu anderen und überwiegend besseren Entscheidungen, als wenn er sie einsam und allein trifft. Das heißt nicht, dass da demokratisch abgestimmt würde, sondern dass unterschiedliche Meinungen, Sichtweisen und Kompetenzen in einer Art "Mehrhirndenken" zu einer Entscheidung führen, die keiner allein hätte treffen können, weil die Komplexität der Welt inzwischen so groß geworden ist, dass sie die intellektuellen Kapazitäten eines Einzelnen überfordert. Es gibt unter Top-Managern aber auch narzisstische Egomanen, die nicht beratbar sind und ihre Entscheidungen überwiegend zur Mehrung des eigenen Ruhms und der eigenen Macht treffen (ich nenne jetzt keine Namen).


Soviel zur Vorrede. Ich kenn das Top-Management von Bayer nicht, daher kann ich mich hier frank und frei äußern. Ich weiss daher auch nicht, welches die strategischen Überlegungen waren, die zur Übernahme von Monsanto geführt haben oder zu welchem Typ Manager Vorstand und Aufsichtsrat von Bayer gehören. Aber, seit es Verhandlungen darüber gab, konnte jeder, der des Lesens fähig ist, in nahezu jeder deutschen Zeitung lesen, welche Risiken damit verbunden sind. Monsanto hat - im Gegensatz zu Bayer - weltweit einen sagenhaft schlechten Ruf. Das bezieht sich nicht nur auf Glyphosat und den Verdacht, dass es krebserregend ist, sondern auch auf das genmanipulierte Saatgut, das die Abnehmer in der sogenannten Dritten Welt dazu zwingt, wenn sie es einmal verwendet haben, es immer wieder neu bei Monsanto zu kaufen. Während früher jeder Bauer sein Saatgut - wenn er denn erntete - selbst produzieren konnte, hing er nun wie der Fixer an der Nadel seines Dealers an der Kette von Monsanto. Reiheinweise bringen sich verschuldete Bauern deswegen um...


Die Kreation solcher Abhängigkeiten ist natürlich der Traum eines jeden, allein auf den Profit schauenden Unternehmens. Allerdings ist es unter Aspekten globaler Verantwortungsübernahme für eine nachhaltige Weltwirtschaft problematisch (um es milde auszudrücken).


Nun hat ein Gericht in den USA einem Kläger 289 Millionen Dollar Schadensersatz zugesprochen, weil es zu dem Urteil kam, dass dessen Krebs durch Glyphosat verursacht sei. Insgesamt sind es ca. 5000 anhängende Klagen. Der Aktienkurs von Bayer ist daraufhin vorübergehend um ca. 15% eingebrochen. Wäre ich Aktionär von Monsanto gewesen, hätte ich meine Anteile auch gern an Bayer abgegeben... "Stupid German Money" - ist in den USA ja eine gut eingeführte Bezeichnung, wenn es darum geht, Schrott zu verkaufen.


Allerdings ist auch eine Hoffnung mit diesem Fall verbunden: Die Märkte, in dem Fall die Finanzmärkte, können vielleicht doch eine korrigierende und erzieherische Wirkung auf Firmenentscheidungen haben. Wenn Produkte/Aktien nicht mehr gekauft werden, wird jedes Management umsteuern - unabhängig von allen moralischen Erwägungen.