Barbara Streisand

Gestern abend war ich in Berlin in der Waldbühne beim Konzert von Barbara Streisand. Mit mir waren ca. 18 000 Leute dort. Ich finde solche Massenveranstaltungen faszinierend und immer ein wenig gruselig..., deswegen gehe ich da wahrscheinlich hin.


Eigentlich bin ich kein ausgesprochener Streisand-Fan. Einige ihrer Songs finde ich sehr gut, die meisten eher öd. Warum ich sie schätze, ist eher ihr Eigensinn: die einzige Hollywood-Diva, die sich weder die Nase hat operieren lassen noch die Zähne richten... Und trotzdem (bzw. gerade deswegen) ist sie erfolgreich. Sie hat mehr Platten und CDs verkauft als die Beatles oder die Stones (obwohl ich natürlich mehr Platten und CDs von den Beatles und den Stones besitze). Unglaublich. Allerdings: Sie hat dazu 47 Jahre - so lange steht sie auf der Bühne - gebraucht.


Das Beeindruckendste an dem Berliner Konzert war für mich das Publikum. Eigentlich hätte die Streisand gar nicht mehr singen müssen. Manchmal schien es eher zu stören, denn das Publikum war finster entschlossen, ihr frenetischen Beifall zu spenden, was immer sie auch tat. Sie wurde mit Standig Ovation begrüßt, und jeder Zwischenapplaus übertönte ihren Gesang, während begeisterte Fans Liebesbekungungen in die Arena schrien.


Mir schien, ich war Zeuge des unbedingten Wunsches sich zu begeistern und zu verehren. Die arme Frau Streisand wurde dafür einfach missbraucht. Sie konnte wirklich nichts dafür - zumindest nicht an diesem Abend. Sie war zwar nett und schlagfertig - aber ihre spontanen Einfälle waren auf einem etwa 3x3 m großen Teleprompter für jedermann ablesbar. Das gab der ganzen Interaktion zwischen ihr und dem Publikum eine etwas surreale Note. Eine gute Performance, aber alles inszeniert, sicher ist sicher. Das Publikum war in der Zwitterrolle, Akteur und Zuschauer zur gleichen Zeit zu sein - ziemlich verfremdend, das Ganze... Aber vielleicht war das ja die Botschaft des Stars...


Alles in allem: ein gelungener Abend.