Auf der anderen Seite

Fatih Akins neuer Film „Auf der anderen Seite“ ist hinreichend sehenswert. Er handelt von einem seltsamen Türkischdeutschemmuttertochtervatersohntausch, also einer Art Migrationsmelange.


Türkische Mutter tot plus deutsche Tochter tot = deutsche Mutter plus türkische Tochter. Alte Bindung gekappt, neue zusammengebastelt. Dazwischen ein türkischer Germanist (Deutschländer), der einen deutschen Buchladen in der Türkei betreibt, aber das, was er sucht, immerzu knapp verpasst, und sein Vater, der wie einst Ibrahim von seinem Sohn Ischmael geopfert wird.


Akins Filme sind in ihrer Story immer ein wenig programmatisch konstruiert, aber vielleicht auch deswegen gerade sehenswert. Er demonstriert, dass der Zusammenstoß der Kulturen, der durch die Migration unvermeidlich ist, ein Gewinn sein kann. Es entsteht etwas attraktiv Neues, wenn deutsche Mütter sich um türkische Töchter kümmern und deutsche Poetik in türkischen Germanistenohren klingt (oder so ähnlich).


Einen Oscar wird dieser Film allerdings (trotz Nominierung) nicht bekommen, weil dazu in deutschen Filmen ja immer Nazis oder Stasis vorkommen müssen. Dass die prügelnden türkischen Polizisten reichen, um hier für ausreichende Political Correctness zu sorgen, scheint zweifelhaft.