Arbeit

Herr Steinbrück bekommt viel Geld für seine Vorträge (und ich bin niemand, der ihm das vorwirft), aber ist das wirklich Arbeit? Denn wenn es keine Arbeit ist, wofür bekommt er das Geld?, so fragen sich seine mißtrauischen politischen Gegner und die Korruptionswächter.


Aber, mal ehrlich: Wir leben in keiner Gesellschaft, in der nur Arbeit honoriert wird (Gott sei Dank, möchte ich anfügen). Wir leben in einer Marktgesellschaft. Und da bekommt man für ein Produkt (z.B. einen Vortrag) so viel Geld, wie jemand zu zahlen bereit ist. Aber das ist, wie gesagt, kein Beweis für Arbeit oder gar eine Leistung.


Der Arbeitsbegriff stammt, wenn ich das richtig sehe, (zumindest so, wie er in Deutschland verstanden wird) aus der Mechanik, und er berechnet sich nach der Formel "Arbeit = Kraft x Weg".


Eine problematische Metapher für alle, die das Lob der Arbeit predigen: Sie impliziert, dass es gut ist, viel Kraft aufzuwenden und weite Wege zurückzulegen. Beides scheint mir fragwürdig. Erstens finde ich es durchaus charmant, wenn man auch ohne großen Kraftaufwand weit kommen kann - das ist das Versprechen der Marktwirtschaft, wo man für seine Vorträge Tausende von Euro oder Dollar kassieren kann, obwohl sie nicht mehr Kraft kosten als Vorträge, für die man kein Geld bekommt. Und zweitens muss man eigentlich ja auch nicht immer "weiter kommen". Wenn man sich an einem guten Ort befindet, kann Stillstand durchaus eine reizvolle Option sein.


Das ist es, glaube ich, was die Deutschen an den Mittelmeerländern so reizt (im doppelten Sinn): Man muss da nicht weg, und auch wenn man nur in der Sonne liegt, hat das Leben seinen Reiz...


Sich das zu erlauben, es zum Teil der "Leitkultur" zu machen usw., werden unsere "fleissigen" Mitbürger dem "faulen" Club Med nie verzeihen, denn sie denken wirklich, man müsse sich alles im Schweisse seines Angesichts verdienen, um es zu verdienen....


Viel Kraftaufwand ist kein Zweck "an sich", weite Wege sind es auch nicht.