Aleppo

Wenn man diese Stadt, eine der ältesten der Welt, kennt, dann können einem die Tränen kommen, wenn man die Fernsehbilder von den Kämpfen in der Stadt sieht, von den Zerstörungen, den Flüchtlingen, den Toten...


Was m.E. Syrien so bemerkenswert macht, ist die Vielfalt der Religionen, die dort seit Jahrtausenden in Ko-Existenz lebt. Ich weiss nicht, wie das in der Vergangenheit war, aber in den letzten Jahrzehnten hat dazu sicher auch die Diktatur Assads beigetragen. Autoritäre Regimes haben immer den Effekt, dass sie interne Konflikte zwischen irgendwelchen Untergruppen und sozialen Subeinheiten unwahrscheinlicher machen. Dies ist ja generell einer der Effekte von Hierarchie.


Das soll jetzt kein Plädoyer für Assad und seine Regierungsform sein oder seine Greueltaten relativieren oder gar legitimieren. Es soll lediglich die Beschreibung funktioneller Zusammenhänge sein. Wo die Hierarchie ihre Wirksamkeit verliert, kommt es zu Konflikten um die Macht.


Mit dem Ende Assads sollte also niemand damit rechnen, dass Frieden in Syrien einkehrt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem ausgewachsenen Bürger- oder Religionskrieg kommt, erscheint mir ziemlich groß. Die Toleranz zwischen den Religionen ist ja in den letzten Jahrzehnten leider nicht größer geworden. Das gilt, vermute ich, leider auch für Syrien.