Addestramento

Die Beschäftigung mit fremden Sprachen hat wie das Reisen einen das Bewusstsein für die Strukturen der eigenen Kultur/Muttersprache steigernden Effekt.


"Addestramento" bedeutet im Italienischen in etwa: "Ausbildung" oder auch "Abrichten". Es leitet sich von "destra" = "rechts" ab. Dass Begriffe wie "rechts", "Recht", "richtig" dieselbe Wurzel haben, ist bekannt. Wenn der Gebrauch von Worten, die den Prozess der Ausbildung o.Ä. benennen, sich von Vorstellungen der "Richtigkeit" ableiten, dann zeigt sich hier, dass implizit ein Modell des Wissens zugrunde gelegt ist. Es geht um die Vermittlung von Normen oder normativ bestimmter Inhalte und Methoden.


Das erweist sich auch in Begriffen wie "Unterricht" oder "Unterrichtung". Das Grimmsche Wörterbuch erläutert, dass sie urspünglich für die Verkündung höchstrichterlicher Urteile standen. Wenn man sich die Geschichte der Verwendung solcher Worte anschaut, wird deutlich, dass Lehrer offenbar immer auch die Funktion von Richtern hatten (so habe ich sie auch immer erlebt, nebenbei bemerkt).


Dass das dem Selbstverständnis der meisten Lehrer entspricht, bezweifle ich. Aber dies ist offenbar eine der sozialisierenden, d.h. auch immer: anpassenden Funktionen von Lehre.


Dass sie auch im Wecken von Neugier etc. bestehen könnte, kommt in diesen Begriffen nicht zum Vorschein. Aber das ist ja auch eine sehr neue Idee. Sie hat wohl damit zu tun, dass in einer sich rasend schnell verändernden Welt Wissen auch nicht mehr die Bedeutung hat, die es früher mal hatte, und das individuelle und kollektive Überleben vom kreativen Umgang mit Nicht-Wissen abhängt.