Ackermanns Nachfolger

Im Handelsblatt von heute steht ein Artikel zum Thema Nachfolge von Joe Ackermann. Anlass ist wahrscheinlich der Kreislaufkollaps, den er gestern Abend hatte. Eine Nachricht, die zum weiteren Absturz der Börsenkurse der Deutschen Bank führte.


Meines Erachtens zeigt sich hier ein weiteres Merkmal einer nicht allzu intelligenten Organisation: die Abhängigkeit von einzelnen, als nicht-austauschbar erlebten oder tatsächlich unersetzbaren Personen.


Normalerweise findet man das eher bei Familienunternehmen, in denen der Gründer um sich eine ganz auf seine Person zugeschnittene Leitungsstruktur gebaut hat. Es ist das klassische Modell heroischen Managements, in dem auf das "Charisma" (was immer das sein mag) eines einzelnen, unvergleichlichen Individuums gesetzt wird.


Nüchtern betrachtet ist solch ein Modell deswegen nicht sehr intelligent, weil alle Organisationen nur dann überleben können, wenn jeder (!) im Prinzip austauschbar und ersetzbar ist und bleibt. Das ist für Gründer-Unternehmer oft schwer zu akzeptieren, weil sie sich ja ihr ganzes Leben lang ihre Einzigartigkeit beweisen wollten und konnten. Aber dennoch, auch sie können ihre Unsterblichkeitsphantasien - Weiterleben in ihrem Unternehmen - nur realisieren, wenn sie sich ersetzbar machen.


In der gestern hier thematisierten Änderung der Leitungsstrukturen deutscher Aktiengesellschaften hin zur Steigerung der formalen Macht von Einzelnen ist das Heldenmodell des Managements impliziert. Es ist - so leid es mit tut - nicht wirklich funktionell. Wenn eine Person so wichtig wird, dass die Börsenkurse fallen aufgrund ihres Kreislaufkollapses oder verdorbenen Magens, dann ist das kein gutes Zeichen. Ja, es ist ein Symptom für eine dysfunktionelle Leitungsstruktur. Ihre Dysfunktionalität resultiert aus der zu großen Orientierung an einer einzelnen Person. Eine der Nebenwirkungen solch eines Modells ist, dass es für potentielle Nachfolger schwer ist, sich zu profilieren und auf das Amt, das auf sie zukommen könnte, vorzubereiten... Deswegen gibt es bislang keine aussichtsreichen Nachfolger für Ackermann.


Eh ich es vergesse: Revue für postheroisches Management lesen. Denn die Zeiten der Heroen sind vorbei, und die Zeiten intelligenter Organisationen beginnen - ein Effekt des Scheiterns der Helden.