1 - 10 Middelhoff

Eine der höchsten Ehrungen, die man als Mensch erhalten kann, ist, dass eine Maßeinheit nach einem benannt wird.


Temperatur wird in Celsius, Fahrenheit oder Réaumur gemessen, die Schallgeschwindigkeit entspricht einem Mach, und das Gewicht des Goldes ist nach einer gewissen Frau Unze benannt.


Jetzt hat die Zeitschrift Wirtschaftswoche in ihrem Rückblick auf das Jahr 2010 vorgeschlagen, die Miesheit des Managements in "Middelhof" zu messen, wobei 10 Middelhof der von ihm selbst gesetzte Maßstab des maximalen Managementversagens sein sollen. Die einfachste (d.h. leichteste) Form schlechten Managens soll mit 1 Middelhof bewertet werden.


Diese Skala macht die Schwierigkeit solcher Skalierungen deutlich. Denn wie wird in diesem Modell gutes Management bewertet? Oder ist das gleich zu setzen mit dem wenigst schlechten (= 1 Middelhof)? Wenn das nicht der Fall ist, dann müsste es Negativwerte für gutes Managemt geben. Konsequenterweise könnte dann zum "Manager des Jahres" erkoren werden, wer mit - 10 Middelhoff bewertet wird. Doch wie kann man so etwas beobachten und objektivieren? Welche Verhaltensweisen oder Entscheidungen können gut oder schlecht bewertet werden? Und wie mißt man sie? Reicht die Abwesenheit blöden Verhaltens, um positiv bewertet zu werden, oder müssen noch andere Qualitäten hinzu kommen? Oder wird allein das Resultat in den Blick genommen? usw. Fragen über Fragen...


Nun werden erfahrungsgemäß gerade die Manager heute besonders positiv bewertet, die morgen besonders negativ bewertet werden (umgekehrt findet sich das mangels Chance seltener). Vielleicht wäre also eine Bewertung, die nicht dem Entweder-oder-Schema, sondern dem Sowohl-als-auch-Muster folgt angemessener: Man müßte dazu zwei Skalen im rechten Winkel aufeinander stellen, und die eine würde die Pluswerte, die andere die Negativwerte darstellen. Ein Manager könnte dann - höchst ambivalent - sowohl mit + 10 als auch mit

- 10 Middelhof eingeordnet werden, in dem was er so alltäglich tut/bewirkt.


Dass er heute hoch gelobt und morgen verdammt wird, hätte dann mit den Beobachtern zu tun, die immer nur die eine Achse wahrnehmen und die andere aus ihrem Fokus der Aufmerksamkeit verbannen...


Außerdem müßte ja auch noch diskutiert werden, ob nicht - analog zur Richterskala - eine nach oben offene Skalierung angemessener wäre.


Hier könnte gut eine wissenschaftliche Methoden-Kontroverse vom Zaume gebrochen werden. Ja, sogar über die Benennung der Skala könnte man sich streiten. Ich persönlich kenne etliche Leute, die lieber in "Mehdorn" messen würden.


Siehe zu den schlechtesten Managern den Artikel in der WiWo:

http://www.wiwo.de/unternehmen-maerkte/die-schlechtesten-manager-des-jahres-2010-451338/